erinnert ihr euch noch an "Rock" die Hündin mit dem abgeschnittenen Ohr, die wir in der Nähe der Meteora-Klöster in Griechenland zurück ließen? Ich denke wahrscheinlich tut ihr das tatsächlich... aber die Geschichte über ihr weiteres Schicksal ist längst noch nicht zu Ende geschrieben...
Wir fuhren die ganzen 2.396 km wieder zurück... durch Deutschland, Österreich, Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro und Albanien bis wir wieder in Griechenland waren... 7 Tage waren wir auf den Straßen quer durch Europa unterwegs, bis wir endlich wieder die markanten Felsformationen von Meteora erblickten... 167 Tage waren seid unserem Abschied von Rock mittlerweile vergangen und wir hofften so sehr das sie noch lebte, nicht verhungert oder noch schlimmer: sogar erfroren war...
Unser Plan war folgender: Rock finden, sie zu "adoptieren" und mit ihr zusammen durch Europa zu touren... Hört sich irre an, war aber durchdacht... Klar würde das auch bedeuten auf das ein oder andere Sightseeing verzichten zu müssen, aber das war uns völligst Rille... Sie ging uns einfach nicht mehr aus dem "Kopf" und wir wollten ihr ein richtiges Zuhause bieten, auch wenn es für die nächsten Monate erstmal "on the road" sein würde... Verdammt viel Verantwortung für die nächsten Jahre aber das war sie uns echt wert... Für Rock würden wir dann sogar Mr. Blue gegen einen kleinen Van austauschen damit das Reisen so angenehm wie möglich verlaufen könnte...
Ich kann mich erinnern als ob es gerade erst vor ein paar Minuten passiert wäre, die letzten paar Meter bis zu der Stelle wo wir Rock damals zurückließen... Ich schaute auf maps und sagte: nach dieser Kurve können wir den riesigen Aussichtspunkt sehen und von dort unser ehemaliges Camp... Aber das war völlig unnötig, das wussten wir auch so...
Wir waren beide total angespannt, Angst vor dem was uns im schlimmsten Fall erwarten könnte, Hoffnung & Vorfreude auf ein eventuelles Wiedersehen... Gefühlschaos pur... 1 Woche würden wir an "unserer" Base bleiben und intensiv nach ihr suchen, inklusive Tierheimen abklappern hatten wir vorher überlegt...
Wir fuhren in die Kurve ein und hatten Sicht auf den Aussichtspunkt der nur noch ein paar hundert Meter vor uns lag... Wir erkannten den hohen betonierten Opfer-Schrein und daneben stand ein dunkler parkender PKW... Wir drosselten die Geschwindigkeit und fuhren langsam weiter... Dann sahen wir eine Frau und einen Mann die irgendetwas neben dem Auto machten... und dann sahen wir tatsächlich Rock und mein Herz blieb fast stehen... Sie lag auf dem Rücken, streckte alle viere von sich und ließ sich durchkraulen von den zwei Fremden... Sie war so vertieft das sie uns gar nicht wahr nahm als wir langsam vorbei rollten... Was für ein Szenario damit hatten wir überhaupt nicht gerechnet...
300 Meter später an unserem Camp bekam ich plötzlich echt Angst das die Unbekannten gleich Rock einpacken und einfach mit ihr abhauen würden... Wir tuckerten wieder an den Aussichtspunkt zurück. Rock sah uns, wir hielten an, ich stieg aus und dann kam sie auf mich zu gerannt... Ich sagte: Hi Rock und dann war sie nicht mehr zu halten, sie stürmte zu mir, sprang an mir hoch und hätte mich wirklich beinahe vor lauter Begeisterung tatsächlich zu Fall gebracht... Was für eine Begrüßung... Dann rollten mal wieder die Tränen bei mir, ich war einfach nur verdammt glücklich das sie nun nach so langer Zeit endlich wieder bei uns war...
Als sie Friedi dann ausgiebig begrüßte war ich dann nur noch glücklich, ihr könnt euch nicht vorstellen wie schön das war das wir nun wieder vereint waren... Nach all den vergeudeten Wochen und Kilometern die zwischen uns lagen... Einen kurzen Augenblick nahm ich dann aus den Augenwinkeln noch wahr das wir beobachtet wurden und das die Frau ihren Kopf an die Schulter des Mannes legte und er sie in den Arm nahm...
Dann kramten wir 2 unserer Töpfe heraus, befüllten einen mit Wasser und den anderen mit Hundefutter und versorgten Rock erst einmal... Irgendwann fuhr das andere Pärchen dann davon... Ich staunte nicht schlecht als ich dann am Schrein der zuvor vom PKW verdeckt war einen riesigen Berg Trockenfutter sah der eindeutig für Rock gedacht war...
Nachdem Rock halbwegs satt und zufrieden war, die leeren Töpfe im Fußraum verstaut waren, fuhr Friedi zu unserer Base... Ich marschierte dann mit Rock im Schlepptau zu unserem Camp das die nächsten Tage unser gemeinsames Zuhause sein sollte... Warum ich lief? Rock war so was von kpl. durchgeknallt das wir Angst hatten das sie uns vor's Auto ansonsten noch laufen würde...
endlich wieder am Camp und bei Rock...
der Rest vom späten Nachmittag und Abend ging dann total gediegen ab, wir hatten ja alles was uns glücklich machte... Während Friedi sich um Rock kümmerte, verräumte ich ganz gemütlich unsere Sachen in Mr. Blue von hinten nach vorne. Zusätzlich polsterte ich die Handbremse mit diversen Klamotten aus, so das vorne eine durchgehende Fläche entstand... Ich legte die zwei extra mitgebrachten Wolldecken drüber und fertig war Rocks Nachtlager bei uns falls sie die Nacht bei uns in Blue verbringen wollte und nicht draußen bei Temperaturen um die 5° Grad... Ein neues Ritual für eine neue Zeit die nun angebrochen war sollte es werden... Nachts lagen die zwei Wolldecken über den Vordersitzen und tagsüber lagen sie hinten in unserem Bett falls "unser" Hund mit uns kuscheln wollte wenn wir uns im Auto etwas aufwärmten...
Was uns sofort an ihr auffiel, sie war nicht mehr das dünne "Ding" das wir kannten, sie hatte richtig schön an Gewicht zugelegt... Das machte uns mehr als nur glücklich sie so zu sehen... Ich hab mal ein kleines Video für euch vorbereitet damit ihr den Unterschied auch seht...
Die erste Nacht war Rock irgendwie total "durch", ständig hörten wir sie draußen bellen, das war neu und kannten wir so überhaupt nicht von Ihr... Jedes Mal wenn Ziegen oder Kühe im Tal umherzogen schlug sie Alarm, Wachhund extrem ;-) Aber das störte uns nicht, sie würde bestimmt noch ihren Rhythmus mit uns und wir auch mit Ihr finden...
Nachdem wir drei am ersten Morgen alle versorgt waren fuhr ich dann mit Friedi nach Kalambaka... Wir verabschiedeten uns von Rock, versprachen bald wieder zurück zu sein und erledigten kleinere Einkäufe beim Bäcker, im Supermarkt und im Pet-Shop...
Als wir zurück kamen war sie wieder am Aussichtspunkt und nicht mehr am Camp... Wir fuhren weiter und dann kam sie auch kurz nach uns schwanzwedelnd wieder angerannt...
Heute war der Tag an dem wir dann anfingen Ihr langsam Kommandos beizubringen. Aber immer eins nach dem anderen und erst wenn eins richtig funktionierte war das nächste dann dran... Wir fingen mit "Sitz" an, wir stellten uns hin, hoben den Zeigefinger an und nannten das Kommando. Ohne Mist nach 5 min. hatte sie das schon total drauf, schlauer Hund sag ich nur...
Rock war schon konzentriert bei der Sache, jedenfalls solange kein anderes Auto am Camp vorbeifuhr... Dann war sie jedesmal richtig abgelenkt, hatte nur Augen für das Fahrzeug und wenn sie den Fahrer erkannte dann rannte sie los Richtung der großen Kurve die 300 Meter entfernt war... Wenn es Unbekannte waren dann wartete sie ab ob diese an der Kurve anhielten und ausstiegen und dann war sie auch weg...
Am Anfang verwirrte uns das schon ganz schön, sie hatte ja eigentlich bei uns alles was sie brauchte: Futter und nicht zu vergessen die ganze Zuwendung... Ob wir ihr deswegen böse waren? Nein definitiv nicht, uns war ja klar das es die ganzen letzten Monate Überlebenswichtig für sie war... Aber es war trotzdem irgendwie schwer zu "verstehen" und manchmal auch etwas enttäuschend wenn ich ehrlich bin... Sie bekam doch alles bei uns, mehr als sie wahrscheinlich jemals zuvor sogar hatte...
Wenn sie von ihren "Ausflügen" zurück kam dann hättet ihr sie mal sehen müssen... Dieser sensible Hund spürte genau das wir nicht darüber erfreut waren obwohl wir es ihr nicht zeigten, sie schaute uns immer an mit so einem schuldbewussten Blick und checkte erstmal die Lage bevor es wieder "normal" weiterging...
Am dritten oder vierten Tag wurde sie dann richtig erfinderisch und schoss total den Vogel ab. Sie trottete langsam über die Straße auf die andere Seite, machte so als ob sie einfach wieder mal ihr Geschäft erledigen wollte und schlenderte ganz langsam den Hügel hoch, kaum außer Sichtweite wohl musste sie in einem wahnsinnigen Tempo den Hügel durchquert haben, Destination die große Kurve.. Das war echt filmreif was sie da ablieferte... Das blöde war natürlich das der Aussichtspunkt richtig gut einsehbar für uns war...
Es lag auf der Hand das wir mit ihr so schnell wie möglich den Platz wechseln mussten, hier kamen wir nicht richtig zu Potte... Sie verfiel immer wieder in ihr altes Schema und ließ sich von jedem füttern der da gerade mal vorbeifuhr... Das machte die ganze Sache echt schwierig für uns...
Es gab eh schon genug Faktoren die eigentlich richtig Scheiße waren... Das Wetter z.B. tagsüber zwischen 5 - 10 Grad, richtig heftige Winde noch dazu das man nach 20 min. durchgefroren war... Sonnenschein und Windstille gab es fast nie... Das kalte war nicht das Oberproblem sondern die extremen Windböen, den dadurch ergab sich ein viel schlimmeres noch...
Rock dazu zu bringen ins Auto endlich einzusteigen... Wir konnten nämlich nicht die Türen oder eine Tür einfach aufmachen um sie mit Leckerlis zu bestechen... Wir mussten selbst schon aufpassen das uns die Türen nicht um die Ohren flogen, aufmachen und sofort zumachen war da nur angesagt... Das war viel zu gefährlich das Rock von einer zuknallenden Tür getroffen und verletzt wurde... Heilige Scheiße waren das mal fucking Probleme... Wenn das Wetter doch mal etwas gnädiger war, waren Ausflügler unterwegs die uns das Leben schwer machten... Hätten wir sie nur damals gleich mitgenommen dann wäre die Welt heute in Ordnung gewesen...
Am vierten oder fünften Tag nach hunderten von erfolglosen kurzen Versuchen sah ich dann rein zufällig warum sie überhaupt nicht ins Auto reinkommen konnte... Mit den Vorderfüßen stand sie auf der Matratze, und mit dem einem Hinterlauf rutschte sie von der Stoßstange hinten immer ab, die war einfach zu glatt !!! Mit Panzertape haben wir dann erstmal Blue's komplette Stoßstange kurzerhand verarztet... und dann war Rock endlich im Auto... Das sind Momente die sind besser als alle Feiertage auf einen Schlag zusammen sag ich euch...
Ein ganz besonderer Moment war das, als sie das erste Mal bei uns lag. Dann tat sie noch etwas was sie noch nie getan hatte: sie leckte mir kurz über die Hand, das hatte mich echt wirklich extrem "berührt"...
Die Tage gingen ins Land und Rock lag immer öfters bei uns zum kuscheln im Auto und genoss es sichtlich wenn es draußen regnete und sie bei uns im trockenen war...
Aber am aller schönsten war es eindeutig wenn sie mit Friedi zusammen spielte und durchgeknallt durch die Gegend hüpfte... Das Stöckchen-Spiel war eindeutig auch Neuland für Rock und leicht verwirrt war sie Anfangs eindeutig was das nun geben wird wenn es wohl fertig ist... Was haben wir gelacht als sie dann gefallen dran fand und "mitmischte"...
Mittlerweile wussten wir auch warum Rock ein Ohr abgeschnitten wurde: ihr Vorbesitzer musste wohl ein Hirte gewesen sein. Es ist nämlich immer noch Brauch unter den Hirten in Griechenland ihren Hunden im Welpenalter das rechte Ohr abzuschneiden. Warum das gemacht wird? Die leben mit der Wahnvorstellung das ihr Hund dann besser hört, traurig aber wahr... Hier in den Bergen von Meteora gab es verdammt viele davon, im schlimmsten Fall fehlten sogar den Tieren beide Ohren... Traditionen können echt verdammt sinnlos und grauenvoll sein...
Wir sind uns nicht sicher aber es kann sein das wir sogar ihren ehemaligen Besitzer kennen... Bei unserem ersten Besuch ereignete sich damals schon ein merkwürdiger Vorfall... Wir nannten in damals schon den Mann zu Pferd... Er kam auf seinem Pferd angeritten mit seinem langen Holzstock in der Hand und mit 8 - 10 Hunden im Schlepptau die ihm hinterherliefen und die meisten davon in einem mehr als jämmerlichem Zustand... Wir saßen draußen auf unseren Stühlen und Rock lag vor uns. Ich beschloss als ich das riesige Hunderudel sah mich mal besser ins Auto zu setzen, aber soweit kam es erst gar nicht... Rock stand blitzschnell auf als sie die Meute sah und quetschte sich zwischen mich und die Autotür und verdrehte sich dabei so das sie fast kpl. um mich herum stand... Das wirkte damals so sonderbar, auf der einen Seite als ob sie sich hinter mir verstecken wollte und auf der anderen Seite als ob sie mich beschützen wollte...
Auf den Mann zu Pferd war verlass, auch bei unserem jetzigen Besuch sollten wir ihn wieder treffen und zwar mehrmals. Aber diesmal war es anders, die halbverhungerten kleineren Mischlinge hatten den Winter wohl nicht überlebt. Sein derzeitiges Rudel bestand aus 12 Tieren und alle größenmässig eher die Kategorie Rock... Aber nicht nur das war anders, Rock fand es überhaupt nicht lustig wenn uns die Horde zu nah kam. Sie knurrte, bellte und griff schließlich dann auch an. Sie sprintete los und im letzten Moment blieb sie stehen und mir blieb fast das Herz stehen kann ich euch sagen... Wie die Meute reagierte? Fast alle wechselten die Straßenseite, außer "Monster" der nicht... Wer Monster ist? Der hier:
Der einzige der Meute der ein Halsband trug und 100 pro dem Mann zu Pferd gehört... Schickes Halsband hat der... Mindestens 6cm lange spitze Stacheln zieren seinen Halsschmuck... Monster das übelsten Kraftpakete das wir bisher sahen...
Jedenfalls Monster sah es gar nicht ein, weder die Straßenseite zu wechseln, geschweige den den anderen zu folgen... Monster pisste ganz gemütlich fast jeden einzelnen Grashalm an und zum krönenden Abschluss legte er sich keine 2 Meter neben Blue... Das war dann wohl zuviel für Rock, Sie machte wieder einen Angriff, aber diesmal nicht nur zum Schein... Diese verrückte Hündin griff tatsächlich Monster an um uns zu beschützen... Ich konnte gar nicht richtig hinsehen und am liebsten hätte ich mir die Hände vors Gesicht gehalten... Ich dachte: bitte, bitte versuch ihn bloß nicht in den Hals zu beißen das geht richtig beschissen für dich aus mit diesem mehr als mörderischen Stachelhalsband... Rock schnappte oder biss dann einmal nach Monster, aber zum Glück nicht an den Hals. Monster lag völligst unbeeindruckt die ganze Zeit friedlich im Gras als ob ihn diese verdammte Scheiße nichts angehen würde... Friedi stieg aus, rief nach Rock die dann auch sofort zu ihm kam... Ja "unser Mädchen" hatte sich verändert, da war nichts mehr von dem einst verschüchterten und ängstlichen jungen Hund geblieben. Rock war erwachsen geworden und hatte die letzten Monate sich eindeutig ihren Rang und ihren Platz hier "erkämpft"... Ob sie andere Hunde immer angreift oder uns nur beschützen wollte oder es darum geht das Futter zu verteidigen das wissen wir nicht... Wir wissen aber aus weiteren unzähligen Begegnung das Rock keine Angriffe, auch keine Scheinangriffe macht, sobald einer von uns neben ihr steht und sie streichelte und sagte das alles o.k. ist... Und das hat uns richtig gut an ihr gefallen, das sie Dinge schnell versteht und auch umsetzt... Wir waren uns sicher das wir dieses Problem falls es überhaupt eins sein sollte in den Griff bekommen würden.
Zu Menschen war sie immer ganz nett, naja mal abgesehen von dem Mann zu Pferd und der Frau zu Fuß die auch einen langen Stock mit sich rumschleppte... Aber auch hier: wenn wir bei Ihr waren kam kein knurren oder bellen von Ihr... Warum sie die zwei nicht leiden konnte, i don't know, vielleicht wegen dem Stock...
Die Tage vergingen wie im Flug. Nachts war Rock immer draußen bei Wind und Wetter und beschloss uns zu beschützen und das ganze Tal gleich mit zu bewachen... Jede Nacht hörten wir Sie unzählige Male laut bellen und tagsüber war sie oft müde von dem ganzen Zinnober den Sie nachts veranstaltete... Im Auto vorne wollte Sie nicht schlafen... Es wurde echt Zeit das wir uns einen anderen Platz suchten damit sie endlich mal zur Ruhe kam... Vor allem auch damit diese leidige Fütterung durch Dritte endlich ein Ende nahm... Rock hatte einen verdammt großen Fanclub mittlerweile die immer zur Fütterung kamen, 5 Personen von denen wir schon wussten und die regelmäßig vorbeischauten...
Die Sache mit dem Halsband klappte echt richtig top. Weder das An- oder Ausziehen war ein Problem und es störte sie überhaupt nicht. Anders sah es da mit der Leine aus, sobald die dran war biss sie rein und wollte damit spielen, warf sich auf den Boden und bearbeitet das Teil. Mit dem Kommando "bei Fuß" das sie ja schon kannte und ordentlich Leckerlis in der Hosentasche konnte man schon ein paar Meter dann mit ihr laufen, aber ein Fan war sie definitiv nicht davon... Die Leine war eindeutig überhaupt nicht ihr Ding. Aber für das erste wäre sie ja nur wichtig für den Tierarztbesuch und dann hätten wir ja erst einmal eine ganz wichtige Hürde geschafft. Klar musste sie trotzdem lernen an der Leine zu laufen aber das hatte erst einmal nicht so die Priorität für uns...
Mittlerweile waren wir schon 9 oder 10 Tage in Meteora. Wie schon erwähnt zogen wir ja jeden Morgen los um kleinere Einkäufe und so ein Zeugs zu erledigen. Was uns sofort auffiel das sie kein einziges Mal bevor wir losfuhren rumwinselte und uns zeigte das sie gerne mitkommen würde. Wenn wir zurückkamen war sie aber jedes Mal sofort wieder bei uns am Camp und freute sich sichtlich darüber...
Rock kam ja mittlerweile gerne zu uns und machte es sich mit uns in Blue bequem, Zeit die nächste "Stufe" zu zünden... Drei Kilometer weiter hatte wir einen Platz ausfindig gemacht der abseits der Straße lag...
Wir wussten das Rock wahrscheinlich niemals Auto gefahren war und auch hier machten wir uns vorher viele Gedanken... Viele Hunde vertragen das wohl nicht so gut und wir hatten definitiv nicht vor ihr ständig irgendwelche Mittelchen zur Beruhigung und so einzuflössen... An diesem morgen gab es daher kein Frühstück für Sie denn wenn Sie kotzen würde wäre es eine mittlere Katastrophe, Auto fahren würde Sie dann wahrscheinlich nicht als ein positives Erlebnis einstufen. Frühstück gäbe es hinterher und zwar mit jeder Menge Lob, so war der Plan... Der Plan war auch zuerst nur Schritttempo zu fahren damit sie keinen Geschwindigkeitskoller bekam. Wir beschlossen die erste Ausfahrt nur bis zu der großen Kurve zu machen, dort zu drehen und wieder ans Camp zu fahren. Irgendetwas zu übereilen und damit Ihr und auch uns keinen Gefallen zu tun, wäre eine blöde Idee... Und ganz ehrlich, auf einen Tag mehr oder weniger kam es uns nun auch nicht mehr an...
Die ersten 200 Meter liefen richtig gut aber je näher wir "Ihrer" heißgeliebten Kurve kamen umso unruhiger wurde Sie... Dort angekommen wollte Sie nur noch eins: raus und schauen ob dort wieder Futter für Sie lag... Das durfte Sie dann auch, aber sie wollte dann nicht mehr einsteigen... Friedi fuhr zurück und wir zwei kamen dann zu Fuß hinterher... Denn ganzen restlichen Tag hatte Sie dann auch keinen Bock mehr auf Mr. Blue... Kommandos üben, das Stöckchenspiel und so fand Sie aber weiterhin o.k...
Am nächsten Morgen nach unserem Kaffeekränzchen wollte sie auch nicht zum kuscheln kommen, das war echt komisch... Diesen morgen gab es nur eine Miniportion Frühstück und mit 2 - 3 Leckerlis war sie dann auch schnell wieder an Bord... Wir saßen wie den Tag zuvor eine ganze Weile wieder mit Ihr in Blue, wir vorne Sie hinten... Streichelten Sie viel, starteten Blue dann irgendwann und gaben Ihr wieder richtig viel Zeit sich an das Motorengeräusch zu gewöhnen... Als sie eine Zeitlang gechillt hinten lag legte Friedi den ersten Gang ein und fuhr langsam los... Diesmal in die entgegengesetzte Richtung zu unserem 3 km entfernten neuen Camp sollte es in einem langsamen Tempo gehen...
Aber wir kamen nicht weit, keine 30 Meter insgesamt... Rock war total aufgeregt und versuchte nach vorne zu kommen. Wir hielten sofort an aber Sie beruhigte sich nicht, sie wollte nur eins und zwar raus und das sofort... Wir schauten das kein Auto in Sichtweite war und ich stieg aus und Rock sprang auf meinen Vordersitz und dann war sie schon draußen... Verdammte Scheiße das ging voll nach hinten los...
Die nächsten Tage unternahmen wir keine Versuche mehr mit ihr weg zu fahren. Rock kam auch nicht mehr ins Auto zu uns, füttern, Kommandos und spielen wollte sie nur noch und nicht mehr. Blue gegenüber war sie nur noch eins und zwar argwöhnisch...
Nach über 14 Tagen hielten wir diesen Zustand schlichtweg einfach nicht mehr aus, wir waren einfach nur noch total deprimiert... 80 km weiter schlugen wir unser Camp erstmal für die nächsten drei Tage auf... Wir redeten viel über die vergangenen zwei Wochen und überlegten uns ständig was wir wohl falsch gemacht hatten. Wir glauben der größte Fehler war Sie damals einfach zurückzulassen...
Wir wussten beide eigentlich schon längst das Rock niemals mit uns kommen würde, Anzeichen gab es ja die ganze Zeit zu genüge. Trotzdem wollte ich unbedingt nochmal zurück nach Meteora um mich von Ihr richtig zu verabschieden... Am nächsten Morgen waren wir zurück, wir parkten an der großen Kurve und Rock war an unserem Camp wo ein Van stand... Als Sie uns sah kam sie die Straße zu uns runter gerannt, pinste ganz erbärmlich und begrüßte uns stürmisch. Genau in diesem Moment dachte ich: alles wird doch noch gut... Ich kniete mich zu Ihr, legte meine Arme um Sie und flüsterte: komm doch mit uns...
Dann ging die Tür vom Van auf und jemand hantierte an den Futterschalen die wir dort eingegraben hatten... Dann rannte Rock wieder zum Van zurück... Wir stiegen ein und fuhren davon...
Rock ist kein Straßenhund oder Streuner... Rock ist nur eins: a free dog !!!
Sie hat längst Ihr Zuhause gefunden, das Tal ist Ihr Zuhause und Sie wird es auch in Zukunft weiter bewachen...
und für uns zwei wird es nun Zeit wieder unser Nomadenleben weiter zu leben...
Grüße Manuela & Friedi
Travel-Experience (Dienstag, 30 August 2022 13:34)
@Inge... sie liebt wohl genauso Ihre Freiheit wie auch wir die unsere lieben... loslassen ist nicht immer einfach aber manchmal unausweichlich weil es so einfach das beste für alle ist... Drück dich fest zurück... liebe Grüße an euch alle
Inge (Sonntag, 28 August 2022 23:14)
Habe echt ein wenig geheult beim lesen. Die Zeit mit ihr kann euch niemand mehr nehmen. Bin mega stolz auf euch, das ihr akzeptiert habt das sie ihr Leben selbst bestimmt. Wahre Liebe heißt manchmal leider loslassen. Drücke euch ganz doll.
Carola (Montag, 15 August 2022 18:03)
Schicksal
unglaublich Euere ganze detalierte Planung,... Rock ist dann tatsächlich noch da und ist gewachsen und erwachsener geworden ... los gings mit der Planungsdurchführung ... es hat mir fast das Herz gebrochen zu lesen, dass Rock sich für sein Tal entschieden hat ... sowas schmerzt und nur der Umstand Free Dog macht es ertäglicher.
Bin in Gedanken bei Euch und drücke Euch ganz fest.